Mir ist unbehaglich. Für 8:30 Uhr steht ein Telefonat an mit einem Kunden. Der hat zuvor geschrieben, dass er einige Kritikpunkte an einem Text hat. Nicht gerade etwas, auf das ich früh morgens als Erstes warte. Für den Kunden habe ich noch nicht viel geschrieben. Ich habe Zweifel, ob das, was ich ihm bieten kann, überhaupt das ist, was er braucht. Seine Mail und sein Wunsch nach einem Gespräch verstärken diese Zweifel noch.
Doch was dann kommt, lässt mich einigermaßen verblüfft zurück. Der Kunde ist nicht unzufrieden, sondern sehr zufrieden. Er beendet die noch kurze Zusammenarbeit nicht, sondern beauftragt gleich neue Texte. Seine Änderungswünsche sind durchaus verständlich und absolut im Rahmen dessen, was bei einer Textabstimmung üblich ist. Meine Zweifel? Völlig unbegründet.
Das Ungewöhnlichste an diesem morgendlichen Telefonat ist aber, dass der Kunde mir mit seiner weiteren Auftragserteilung Zeit gewährt, um sein Unternehmen besser kennen zu lernen. Er drückt dies sogar wörtlich so aus. Er gewährt mir Zeit, um über ihn und von ihm zu lernen.
Warum ich das ungewöhnlich finde? Von Dienstleistern und auch Mitarbeitern wird heute immer häufiger verlangt, dass sie vom ersten Moment an hundertprozentige Ergebnisse liefern. Jemand wird engagiert oder eingestellt – und vom ersten Tag an soll der- oder diejenige „wissen, wie der Laden läuft“. Die Erfahrung und das Wissen, die dafür nötig wären, können „Neue“ jedoch nicht haben. Was das Ganze meist noch schlimmer macht: Auch Hintergrundinformationen werden immer knapper und – pardon – schlechter. Klare Anweisungen und Briefings fehlen oft, Zuständigkeiten sind nicht bekannt. In vielen Fällen gibt es noch nicht einmal mehr ein persönliches Kennenlern-Gespräch mit dem Kunden, bevor der Dienstleister dessen Aufträge abarbeitet.
Was damit meiner Meinung nach erreicht wird, ist das Gegenteil von dem Perfektionismus, den alle so sehr anstreben. Ohne Vorbereitung, ohne Einarbeitung, ohne eine helfende Hand oder persönliche, durchaus kritische Gespräche, können Mitarbeiter oder Freelancer Fehler nicht vermeiden. Wenn Fehler sich häufen, explodieren auch Kosten. Unzufriedenheit setzt ein. Und letztlich bleiben Qualitätsanspruch und langfristige Beziehungen mit Mehrwert für beide Seiten auf der Strecke.
Mein Kunde hat das erkannt. Ich bin dankbar dafür. Denn die Arbeit für ihn macht genau deshalb großen Spaß.
Foto: By Sun Ladder (Own work) [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) or GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons
100 Augen richten sich auf uns, als die Autotür zuschlägt. 100 Ohren spitzen sich, 200 Beine stemmen sich in den Boden: Wer kommt da? Mein Sohn und ich fühlen uns beobachtet, wie Eindringlinge in ein geschlossenes Territorium kommen wir uns vor. Wir sind beim Waldziegenhof der Familie Mareth in Ziertheim und die 50 Thüringer Waldziegen, die dem Hof seinen Namen geben, stempeln uns beim ersten Anblick als Fremde ab. Wir rufen ein zaghaftes „Hallo!“ in ihre Richtung und freuen uns, als uns Monika Mareth entdeckt und in den zum Hof gehörenden Laden führt.
Ich liebe Ziegen. Wo immer ich eine sehe, muss ich anhalten und sie zumindest ansehen. Ganz erklären kann ich mir das nicht. Vielleicht liegt der Grund dafür in den neugierig glänzenden Augen dieser zutraulichen und geselligen Tiere. Oder an der gefühlten Seelenverwandtschaft zwischen Charakterköpfen. Wie konnte es dazu kommen, dass die sympathischen Kletterprofis als Nutz- oder Haustiere bei uns kaum noch eine Rolle spielen? Jürgen Mareth weiß die Antwort darauf.
Read more „Und es hat „Määäääääh!“ gemacht“
Das erste Jahr Selbstständigkeit ist geschafft! Freude und Ärger, Euphorie und Frustration, Tatendrang und Hoffnungslosigkeit, Überzeugung und Unsicherheit sind – beinahe im wöchentlichen Wechsel – auf- und wieder abgetaucht. Was immer da war und es vermutlich auch noch lange bleiben wird: die Gewissheit, das Richtige getan zu haben. Jetzt klopfe ich mir mal stolz auf die eigene Schulter und trete mir in den H…Denn es geht weiter. Mit neuen Ideen und konstanter Zuversicht.
Ein großes Danke an alle, die mich unterstützt und manchmal auch gefordert haben!
Wann waren Sie zuletzt auf dem Wochenmarkt oder sogar in einem Hofladen, um Lebensmittel zu kaufen? Gibt es solche regionalen Einkaufsmöglichkeiten überhaupt in Ihrer Gegend? Und Gegenfrage: Wann haben Sie sich zuletzt über mangelnde Transparenz und Qualität in Bezug auf Lebensmittel beim Einkauf im Supermarkt geärgert?
Nach Jahren, in denen Lebensmittel vor allem billig sein mussten, sommers wie winters sämtliche Obst- und Gemüsesorten vorrätig und Exotisches täglich vom anderen Ende der Welt angeliefert werden musste, ändern nun viele Menschen ihr Konsumverhalten. Sie sehen, welchen Preis diese Billig- und Massenproduktion eigentlich hat: Wir wissen nicht mehr, woher unsere Nahrung stammt, wir wissen nicht, unter welchen Umständen sie produziert wurde und welche Substanzen sie außer den eigentlichen Grundzutaten noch enthält. Fast täglich erreichen uns Berichte und Bilder, die uns den Geschmack verderben an dem, was auf unseren Tellern landet. Infolgedessen steigt die Nachfrage nach biologischen, vegetarischen, veganen oder sogar gluten- und laktosefreien Nahrungsmitteln. Das erkennt natürlich auch die Industrie und stellt sogleich das Angebot entsprechend der Nachfrage um.
Und was passiert? Aus Nischenmärkten wird innerhalb kürzester Zeit wiederum ein Massenmarkt – mit derselben Unübersichtlichkeit und denselben Produktionsmustern wie bei konventionellen Lebensmitteln. Sind wir in einem Kreislauf gefangen, der uns keine Entscheidungsfreiheit lässt bei der Wahl unserer Lebensmittel?
Ich glaube nicht.
Lebensmittelkonsum: Das Umdenken hat begonnen
Den nächsten Schritt haben einige findige Leute bereits getan, indem sie sich rückbesinnen auf das, was zählt. Sie haben Food Assembly gegründet – ein soziales Unternehmen, das man gut als modernen Ableger des Wochen- oder Bauernmarkts bezeichnen kann.
https://www.youtube.com/watch?v=dJ3sPKHaeOU
Menschen, die Wert auf die Herkunft und Qualität ihrer Lebensmittel legen, kommen wöchentlich in einer Assembly (Versammlung) mit lokalen Erzeugern zusammen. Zuvor haben sie im Internet die Möglichkeit, sich die in der Assembly vertretenen Produzenten mit ihrem jeweiligen Angebot anzusehen und können exakt die Lebensmittel bestellen, die sie benötigen. Den lokalen Erzeugern – oft kleine Betriebe – bietet das Konzept eine gute Planbarkeit, neue Vertriebswege und die Einsparung von Kosten, die zum Beispiel für die Standgebühr auf einem Wochenmarkt anfallen würden. Kunden erhalten den direkten Kontakt zu den Erzeugern, da diese die bestellten Waren mit in die wöchentliche Assembly bringen, wo sie dann abgeholt werden können. Für Kunden und Erzeuger bedeutet die wöchentliche Zusammenkunft eine Möglichkeit zum geselligen Bei- und Miteinander.
Regionale Wirtschaft, Nachhaltigkeit, Lebensmittelqualität und gesellschaftlicher Austausch werden so gefördert. Read more „20.09.2016 „Bauer to the people“ oder Warum in der Ferne kaufen, wenn das Gute liegt so nah?“
Heute beginnt ein neuer Lebensabschnitt: die Wort-Werkstatt Wenta öffnet ihre Türen! Damit übe ich nun eine selbstständige berufliche Tätigkeit aus. Die Vorbereitungen waren anstrengend, haben aber auch Spaß gemacht. An diesem heutigen Gründungstag stehen noch viele offene Fragen im Raum. Die wichtigste davon ist sicher, ob mein kleines Unternehmen auf Dauer erfolgreich sein wird. Zum Glück gibt es viele Menschen, die mich im Vorfeld meiner Selbstständigkeit ermutigt haben, die sehr viel Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten haben und die vor allem auch da sind für Gespräche und Hilfe. Dafür bin ich dankbar.
Meinen ersten Arbeitstag in der Wort-Werkstatt starte ich mit der Veröffentlichung über die Geschäftsaufnahme und mit einem frohen Herzen. Willkommen in der Wort-Werkstatt!
(Copyright Foto Feuerwerk: By ericnvntr (DSC00633 Uploaded by Fæ) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons)
Ein Nachtrag zum Blog-Eintrag vom 19.7. (Der Mann an der Tür).
Es hat mir keine Ruhe gelassen, dass ich einfach so jemandem, der freundlich nach Arbeit gefragt hat, die Tür vor der Nase zugemacht habe.
Um wenigstens Informationen darüber zu erhalten, ob es Möglichkeiten gibt, als Privatperson einen mutmaßlich geflüchteten (auf jeden Fall Arbeit suchenden) Menschen zu beschäftigen, habe ich eine Mail an den örtlichen Freundeskreis Asyl geschrieben.
Es kam tatsächlich eine Antwort. Eine sehr ausführliche und erhellende sogar. Es hängt, laut Auskunft, vom Status des Flüchtlings ab, ob er arbeiten darf oder nicht. Es muss individuell geprüft werden. Man muss sich an das örtliche Landratsamt wenden. Im Fall meiner Anfrage habe ich sogar einen konkreten Ansprechpartner genannt bekommen. Jetzt bin ich schlauer – Arbeit hat der Mann, der bei mir klingelte, dadurch jedoch trotzdem noch nicht.
Heute klingelte es an der Haustür. Als ich öffnete, blickte ich in das Gesicht eines freundlich lächelnden Mannes. Der Mann wollte mich weder in eine Kirche schleppen, noch überteuerte Putzlappen oder überflüssige Zeitschriften verkaufen. Was er wollte, drückte er mit einem Wort aus: „Arbeit“.
Und was tat ich? Überließ ich ihm den Gartenzaun, an dem überall die Farbe abblättert? Zeigte ich ihm, durch welche Fenster im Haus man vor Dreck kaum noch blicken kann? Fragte ich ihn, an welche Art Arbeit er dabei dachte?
Ich antwortete ihm ebenfalls mit nur einem Wort: „Nein“.
Warum eigentlich?
Es sollte doch jeder, der freiwillig arbeiten möchte, willkommen sein. Schließlich gibt es an allen Ecken und Enden etwas zu tun. Ich wäre durchaus froh über ein wenig Hilfe hier und da. Trotzdem habe ich „nein“ gesagt.
Jetzt plagt mich mein Gewissen.