Kinder, Klamotten und Konsum

By Stefanie Wenta / On / In Transformationsreport, Uncategorized

Wer Kinder hat, braucht Platz. Vor allem für die geschätzten Tonnen an Kleidung und Spielzeug, die sich im Laufe der ersten Lebensjahre des Nachwuchses so ansammeln. Ich bin dabei sicher nicht die einzige, die wesentlich mehr für ihren Sprössling eingekauft hat, als nötig gewesen wäre. In den ersten drei Jahren wachsen Kinder exponentiell. Was heute gekauft ist, kann morgen schon fast wieder aussortiert werden. Schuhe? Können mit Glück eine Saison überdauern, bis die nächste Größe fällig wird. Viele Anschaffungen im Haushalt, die speziell an Kinderbedürfnissen orientiert sind (Türschutzgitter, Geschirr und Besteck, Kinderbetten samt Bezügen, Bettzeug und Matratze), benötigt eine Familie nur eine sehr begrenzte Zeit lang. Danach verstopfen Kartons mit teuer erkauften, kaum benutzten oder getragenen Dingen und Klamotten Schränke, Keller- oder Abstellräume. So wie jetzt bei uns.

Wie gut, dass es Basare und Börsen für den Kauf und Verkauf gebrauchter Kindersachen gibt. Dachte ich. Denn ich hatte schon selbst recht gute Erfahrungen mit dem Einkauf dort gemacht.

Verkauf bei Kinderbedarfsbörse
Bei der Kinderbedarfsbörse – hier noch optimistisch

Doch nach meinem bisher ersten – und vermutlich auch gleich letzten – Versuch, etliche Kartons zu klein gewordener Kinderkleidung, Spielzeug und Kinderbedarf bei einer solchen Veranstaltung als Verkäuferin loszuwerden, bin ich sehr ernüchtert. In Zeiten, in denen neue Hosen, Shirts oder Jacken für einen Appel und ein Ei bei den Discountern gekauft werden können, scheint kaum noch jemand bereit zu sein, Second-Hand-Kinderkleidung zu kaufen. Warum auch? Wenn ich doch für gerade mal einen oder zwei Euro mehr pro Stück das neueste, trendigste Teil haben kann? Der Wert eines Kleidungsstücks – vor allem bei Kinderkleidung – ist so gut wie null, sobald es einmal getragen wurde. Es spielt auch keine Rolle, ob das Shirt ein Markenprodukt ist und ob es keinerlei Mängel aufweist.

Was sich relativ gut verkaufen lässt ist Spielzeug. Aus Plastik. Denn wie auch bei Kleidung locken die Hersteller mit völlig überzogenen Preisen Familien zum Kauf von Puppen, Autos, Rennbahnen, Bausteinen oder Spielfiguren. Allesamt aus Zeitaltern überdauerndem Plastik und hergestellt in Fernost. Zu welchen Bedingungen will ich mir – wie bei der Kleidung auch – kaum vorstellen. Massenhafte Billig(st)produktion sorgt für eine Marktschwemme, die wiederum bedeutet einen riesigen Wertverlust für die Waren. Kinderschuhe sind ebenfalls begehrt – doch wer einmal welche neu für 50 oder 60 Euro das Paar gekauft hat, der knirscht schon mit den Zähnen, wenn eine Käuferin den Angebotspreis von sieben Euro noch auf fünf zu drücken versucht. Und mal ehrlich: waren die nachhaltig produziert?

Die Kampfpreise, die sich in der „großen“ Welt dank unseres Konsumverhaltens hinter fast jedem Produkt verstecken, sie traten bei dieser Kinderbedarfsbörse ganz deutlich zum Vorschein. Ich vermute, dass es solche Veranstaltungen in einigen Jahren nicht mehr geben wird. Zu groß ist der zeitliche und personelle Aufwand, zu klein der Erlös, zu wertlos die Gegenstände, die zum Verkauf angeboten werden. Da immer mehr Kleidungsstücke direkt entsorgt und eben nicht mehr weiterverwendet werden, wird es in zwangsläufig immer weniger wirklich schöne und noch neuwertige Kleidungsstücke bei den Börsen zu kaufen geben. Wer Platz braucht, wird – wie schon jetzt – verschiedene Internet-Handelsplattformen nutzen, um die Dinge loszuwerden. Gewinn macht man damit auch nicht, doch immerhin spart man sich einiges an Aufwand. Manches mag innerhalb der Familie oder im Bekanntenkreis weitergegeben werden können – die, wie ich finde, immer noch beste Lösung für Dinge, an denen oft genug noch viele Emotionen hängen.

Ich für meinen Teil habe beschlossen, die vielen schönen Kleidungsstücke und Spielsachen zu spenden. Dasselbe könnte ich eigentlich auch mit meinen „alten“, nicht mehr getragenen Sachen machen…Vielleicht kommen sie dann zu neuen Ehren. Es wäre wünschenswert.

Foto: By Diego Torres Silvestre from Sao Paulo, Brazil (Clothes…) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Der Transformationsreport – Rückblick

By Stefanie Wenta / On / In Transformationsreport, Wirtschaft und Nachhaltigkeit

Was ist seit Juni, dem ersten Beitrag zum Transformationsreport, in Sachen nachhaltiges Familienleben bei uns geschehen?

Ein bisschen Transformation hat schon stattgefunden.

Vor allem im Bereich Mode/Kosmetik kann ich Fortschritte verzeichnen: Nach langem Suchen habe ich eine Modemarke entdeckt, die so gut wie irgendwie möglich nachhaltig produziert bzw. produzieren lässt und ökologisch unbedenkliche Rohstoffe verwendet. Und deren Mode mir auch gefällt. Billig ist diese Kleidung nicht, aber auch nicht so teuer, dass ich sie gar nicht kaufen könnte. Das Fazit: weniger kaufen, dafür bewusster. Ein angenehmer Nebeneffekt dieser Umstellung ist, dass die Kombination trockener Heizungsluft mit wärmenden Kleidungsstücken wie Pullovern oder Strumpfhosen in der gerade herrschenden nasskalten Jahreszeit bisher keine allergischen Reaktionen bei mir hervorgerufen hat. Der Bio-Baumwolle sei gedankt…Selbst mein Mann, der einmal jährlich mit einem Berg neuer Klamotten nach Hause kommt, schaut mittlerweile, aus welchen Materialien seine Hemden sind oder wo sie produziert wurden.

Bei Kosmetika sind neu und mit nachhaltigem Anspruch im Sortiment: Zahncreme, Shampoo und Duschgel. Das wenige, was ich an Makeup benötige, werde ich aufbrauchen (vermutlich dürfte das innerhalb der nächsten fünf Jahre erledigt sein) und danach nach Alternativen schauen. Ebenfalls in Öko-Qualität sind nun Wasch- und Spülmittel.

Lebensmittel kommen wie schon zuvor überwiegend von regionalen oder sogar lokalen Anbietern und/oder sind in Bio-Qualität. Das fällt leicht in einer Region, die sich gerade erst beim Land Baden-Württemberg als „Musterregion Bio“ beworben hat.

Weiterhin schwierig ist die Reduktion unseres Plastikmülls. Da werden wir 2018 daran arbeiten.

Mittlerweile stellen sich neue Gedanken ein. Im globalen Kontext der schwindenden Ressourcen, der Erderwärmung und Umweltverschmutzung stellt die Art, wie ich mit meiner Familie lebe, den berühmten Tropfen auf den heißen Stein dar, der für sich allein genommen so gut wie nichts bewegt oder verändert. Meine Lebensweise ist ein Konstrukt aus Werten und Überzeugungen, die mir von frühester Kindheit an vermittelt wurden.  Außerdem ist diese Lebensweise direkt verknüpft mit der Dicke des Portemonnaies. So viel Realitätssinn muss schon sein.
Dennoch ist es wichtig – ist es MIR wichtig – das Leben in all seinen Formen zu schützen. Wie schon meine Eltern, werde ich als Mutter diese Ansichten auch an unseren Sohn weitergeben. Gleichzeitig wird mein Sohn aber mit dem Wissen aufwachsen, dass gewisse Dinge unwiderruflich der Vergangenheit angehören. Ob das nun bestimmte Tier- oder Pflanzenarten sein werden oder Wirtschaftsbranchen, Verhaltensstile und Wertvorstellungen.

Auf diese neuen Gedanken gebracht hat mich neben den vielen täglichen Schreckensmeldungen in den Nachrichten auch eine kürzlich geführte Diskussion mit Michael Carl, Managing Director Research & Consulting beim 2b AHEAD ThinkTank, Europas größtem unabhängigen Zukunftsforschungsinstitut. Ich habe ihn danach gefragt, inwieweit Nachhaltigkeit ein Zukunftstrend ist. Seine Antwort war klar: Für künftiges Leben spielt weniger eine Rolle, dass Geschäftsmodelle Umwelt- oder Sozialaspekte berücksichtigen. In Zukunft werden schlicht und einfach ganz neue, bisher unbekannte Geschäftsmodelle erfolgreich sein. Beispiel gefällig? Der weltweite Fleischkonsum steigt. Auch wenn wir in Deutschland bereits erkannt haben, dass zu viel Fleisch sowohl für unsere Gesundheit als auch für die Umwelt nicht förderlich ist. In nicht allzu ferner Zeit werden nicht mehr genügend Ressourcen (Wasser, Flächen) für die Rinderzucht zur Verfügung stehen. Die Nachfrage nach Rindfleisch wird nicht mehr mit herkömmlichen Produktionsmethoden zu stillen sein. Die Herausforderung wird nicht darin liegen, mehr Menschen zum Vegetarismus zu bekehren, sondern neue Geschäftsmodelle für die Fleischproduktion zu entwickeln. Das könnte dann Fleisch aus dem Reagenzglas sein.  StartUps, die diese Entwicklungen vorantreiben, gibt es bereits (Spiegel online: Wie wir 2037 leben werden).

Solche Szenarien machen mir keine Angst. Ich sehe sie als den Lauf der Zeit. Dennoch glaube ich, dass der Schutz von Umwelt und Natur, ein soziales Miteinander und die Achtung von Menschen- und Tierleben weiterhin ihre Berechtigung und ihre Notwendigkeit haben werden. Vielleicht sogar umso stärker, je mehr unser Leben von Technik und globalen Vernetzungen geprägt ist. Genau deshalb gebe ich diese Lebensanschauung, gepaart mit einem teils interessierten, teils nachdenklichen Blick in die Zukunft, gerne an die nächste Generation weiter.

Foto: By Frank Vincentz (Own work) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Manchmal fängt ein Tag unerwartet an

By Stefanie Wenta / On / In Wirtschaft und Nachhaltigkeit

Mir ist unbehaglich. Für 8:30 Uhr steht ein Telefonat an mit einem Kunden. Der hat zuvor geschrieben, dass er einige Kritikpunkte an einem Text hat. Nicht gerade etwas, auf das ich früh morgens als Erstes warte. Für den Kunden habe ich noch nicht viel geschrieben. Ich habe Zweifel, ob das, was ich ihm bieten kann, überhaupt das ist, was er braucht. Seine Mail und sein Wunsch nach einem Gespräch verstärken diese Zweifel noch.

Doch was dann kommt, lässt mich einigermaßen verblüfft zurück. Der Kunde ist nicht unzufrieden, sondern sehr zufrieden. Er beendet die noch kurze Zusammenarbeit nicht, sondern beauftragt gleich neue Texte. Seine Änderungswünsche sind durchaus verständlich und absolut im Rahmen dessen, was bei einer Textabstimmung üblich ist. Meine Zweifel? Völlig unbegründet.

Das Ungewöhnlichste an diesem morgendlichen Telefonat ist aber, dass der Kunde mir mit seiner weiteren Auftragserteilung Zeit gewährt, um sein Unternehmen besser kennen zu lernen. Er drückt dies sogar wörtlich so aus. Er gewährt mir Zeit, um über ihn und von ihm zu lernen.

Warum ich das ungewöhnlich finde? Von Dienstleistern und auch Mitarbeitern wird heute immer häufiger verlangt, dass sie vom ersten Moment an hundertprozentige Ergebnisse liefern. Jemand wird engagiert oder eingestellt – und vom ersten Tag an soll der- oder diejenige „wissen, wie der Laden läuft“.  Die Erfahrung und das Wissen, die dafür nötig wären, können „Neue“ jedoch nicht haben. Was das Ganze meist noch schlimmer macht: Auch Hintergrundinformationen werden immer knapper und – pardon – schlechter. Klare Anweisungen und Briefings fehlen oft, Zuständigkeiten sind nicht bekannt. In vielen Fällen gibt es noch nicht einmal mehr ein persönliches Kennenlern-Gespräch mit dem Kunden, bevor der Dienstleister dessen Aufträge abarbeitet.

Was damit meiner Meinung nach erreicht wird, ist das Gegenteil von dem Perfektionismus, den alle so sehr anstreben. Ohne Vorbereitung, ohne Einarbeitung, ohne eine helfende Hand oder persönliche, durchaus kritische Gespräche, können Mitarbeiter oder Freelancer Fehler nicht vermeiden. Wenn Fehler sich häufen, explodieren auch Kosten. Unzufriedenheit setzt ein. Und letztlich bleiben Qualitätsanspruch und langfristige Beziehungen mit Mehrwert für beide Seiten auf der Strecke.

Mein Kunde hat das erkannt. Ich bin dankbar dafür. Denn die Arbeit für ihn macht genau deshalb großen Spaß.

Foto: By Sun Ladder (Own work) [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) or GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons

Seit gestern tagen bei der 23. Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen in Bonn unter der Präsidenschaft von Fidschi Vertreter aus 195 Ländern, um Lösungen für die  steigende Erderwärmung und damit einhergehender Probleme zu finden. Es wird – wie immer – um viel Geld gehen. Geld ist sicher wichtig, denn nur damit lassen sich Investitionen in Klimaschutz und in die Beseitigung von durch den Klimawandel bedingten Schäden tätigen. Doch was meiner Meinung nach viel wichtiger wäre: wirklich Maßnahmen zu finden, die zur Erreichung des 2015 im Pariser Abkommen erklärten Ziels führen, nämlich die vom Menschen verursachte globale Erwärmung auf unter 2 °C  gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen.

Es ist gut, dass BMUB und BMZ (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit; Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) umfassend über die Konferenz berichten und dass neben Politikern und Abgesandten der jeweiligen Regierungen auch Vertreter von NGOs und aus der Zivilgesellschaft mit dabei sind (zumindest bei den zusätzlich angebotenen Rahmenveranstaltungen). Ob im Anschluss an die Mega-Veranstaltung ein „Talanoa-Dialog“ mit den Bürgern über die beschlossenen Maßnahmen zustandekommt oder ob wir uns wieder einmal mit unzureichenden, oberflächlichen Ergebnissen und nebulösen Formulierungen abfinden müssen, bleibt abzuwarten.

#COP23
Copyright Foto: BMUB/Dominik Ketz

By Stefanie Wenta / On / In Uncategorized, Wirtschaft und Nachhaltigkeit

Und es hat „Määäääääh!“ gemacht

By Stefanie Wenta / On / In Wirtschaft und Nachhaltigkeit

100 Augen richten sich auf uns, als die Autotür zuschlägt. 100 Ohren spitzen sich, 200 Beine stemmen sich in den Boden: Wer kommt da? Mein Sohn und ich fühlen uns beobachtet, wie Eindringlinge in ein geschlossenes Territorium kommen wir uns vor. Wir sind beim Waldziegenhof der Familie Mareth in Ziertheim und die 50 Thüringer Waldziegen, die dem Hof seinen Namen geben, stempeln uns beim ersten Anblick als Fremde ab. Wir rufen ein zaghaftes „Hallo!“ in ihre Richtung und freuen uns, als uns Monika Mareth entdeckt und in den zum Hof gehörenden Laden führt.

Ich liebe Ziegen. Wo immer ich eine sehe, muss ich anhalten und sie zumindest ansehen. Ganz erklären kann ich mir das nicht. Vielleicht liegt der Grund dafür in den neugierig glänzenden Augen dieser zutraulichen und geselligen Tiere. Oder an der gefühlten Seelenverwandtschaft zwischen Charakterköpfen. Wie konnte es dazu kommen, dass die sympathischen Kletterprofis als Nutz- oder Haustiere bei uns kaum noch eine Rolle spielen? Jürgen Mareth weiß die Antwort darauf.
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Ein Jahr Wort-Werkstatt Wenta

By Stefanie Wenta / On / In Uncategorized

Das erste Jahr Selbstständigkeit ist geschafft! Freude und Ärger, Euphorie und Frustration, Tatendrang und Hoffnungslosigkeit, Überzeugung und Unsicherheit sind – beinahe im wöchentlichen Wechsel – auf- und wieder abgetaucht. Was immer da war und es vermutlich auch noch lange bleiben wird: die Gewissheit, das Richtige getan zu haben. Jetzt klopfe ich mir mal stolz auf die eigene Schulter und trete mir in den H…Denn es geht weiter. Mit neuen Ideen und konstanter Zuversicht.
Ein großes Danke an alle, die mich unterstützt und manchmal auch gefordert haben!

Neue Wege in der Not- und Katastrophenhilfe: Die Initiative #CSRhumanitär

By Stefanie Wenta / On / In Wirtschaft und Nachhaltigkeit

Erdbeben in Nepal, Flutkatastrophe in Chile, Dürreperiode in Ostafrika, Kriege und Konflikte – Über 128 Millionen Menschen weltweit sind von humanitären Krisen betroffen. Sie verlieren ihre Existenzgrundlage, ihre Heimat und oft genug auch ihr Leben. Noch Jahre nach dem Ereignis selbst muss humanitäre Hilfe für die Bevölkerung und vielfältige Unterstützung beim Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur geleistet werden. Die Bewältigung solcher Katastrophen bedeutet deshalb eine Mammutaufgabe für die jeweiligen Staaten und für Akteure im humanitären Bereich.

Und der Bedarf an humanitärer Hilfe wird wachsen, denn häufig entstehen humanitäre Krisen von Menschenhand: exzessive Landwirtschaft fördert die Bodenerosion und damit das Risiko für Erdrutsche und Überschwemmungen, der Klimawandel verändert ganze Ökosysteme. Obwohl die Forschung hierzu noch am Anfang steht, vermuten Wissenschaftler, dass Wetterphänomene wie El Niño durch den Klimawandel verstärkt auftreten und zu häufigeren und gravierenderen globalen Naturkatastrophen führen. Migration kann sowohl Folge von Naturkatastrophen als auch von Kriegen und Konflikten sein.

Viel Arbeit also für alle, die sich der Bewältigung humanitärer Krisen verschrieben haben. Das sind in Deutschland nicht wenige. Internationale Hilfsorganisationen zählen traditionell zu den Kernakteuren im humanitären Bereich. Die Politik engagiert sich in Form des Auswärtigen Amtes. Und immer häufiger finden sich Unternehmen, die ihr Knowhow oder ihre Ressourcen in die humanitäre Arbeit mit einbringen.

Die Wirtschaft als Partner in der humanitären Hilfe
Ein Beispiel, wie der Dialog zwischen all diesen Beteiligten gefördert werden kann, um letztlich die Welt positiver zu gestalten, ist die Initiative #CSRhumanitär.

Hilfsgüterlieferung
Tsunami-Opfer benötigen dringend Decken – Logistische Lösungen sind gefragt.

2015 vom Auswärtigen Amt und dem Bündnis Aktion Deutschland hilft e.V. ins Leben gerufen, zielt die Initiative darauf ab, den Dialog zwischen der Wirtschaft und humanitären Organisationen zu fördern. Zahlreiche Netzwerkveranstaltungen sollen helfen, die unterschiedlichen Parteien vertrauter miteinander zu machen und eine gemeinsame Sprache zu entwickeln. „Weltweit steigt der Bedarf an humanitärer Hilfe. Zugleich wächst die Finanzierungslücke und der humanitären Gemeinschaft stehen immer weniger Hilfsgelder zur Verfügung. Diese Herausforderungen können nicht allein durch staatliche oder private Akteure gemeistert werden, sondern hier kann die Wirtschaft als Partner der humanitären Hilfe einen Mehrwert leisten. Denn seit einigen Jahren wächst bei Unternehmen die Bereitschaft, sich mit Knowhow aus ihrem Kerngeschäft, bedarfsgerechten Ressourcen oder sogar der Arbeitskraft ihrer Mitarbeiter in Form eines Corporate Volunteerings einzubringen. #CSRhumanitär fördert den Austausch, um diese neuen Ressourcen freizusetzen und unterstützt NGOs und Unternehmen dabei auf Augenhöhe neue, innovative Ansätze zu erarbeiten, um bedarfsgerechte und prinzipientreue humanitäre Hilfe zu leisten“, erklärt Marion Michels, Projektleiterin der Initiative #CSRhumanitär. Gebündelt sind diese ganzen Kenntnisse und Erfahrungen ein unschätzbarer Vorteil, wenn schnelle und effiziente Hilfe geleistet werden soll.“
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Umweltverträglicher Urlaub

By Stefanie Wenta / On / In Transformationsreport

Im Juni haben wir zwei Wochen Urlaub auf der griechischen Insel Korfu verbracht. Ganz bewusst haben wir einen Reiseanbieter ausgesucht, der sich auf umweltverträgliches Reisen für Familien spezialisiert hat und CSR-zertifiziert ist. Wir haben nicht unbedingt einen Unterschied zu den Urlauben festgestellt, die wir vor der Geburt unseres Sohnes individuell im Netz zusammengeschustert hatten. Schon damals waren uns kleine, naturnahe Unterkünfte tausend Mal lieber als ein AI-Hotel und eine klassische Pauschalreise. Weniger Organisationsaufwand, Zeitersparnis und das sehr ansprechende Programm für Kinder waren jetzt die Gründe für unsere Entscheidung, diese „Katalogreise“ auszuwählen.

Feldarbeit auf Korfu
Mühsame Feldarbeit im Norden Korfus
Farm auf Korfu
Farm auf dem Land im Norden Korfus
Gottesanbeterin
Gottesanbeterin – gesehen auf Nikos‘ Farm

Gibt es nachhaltigen Tourismus auf Korfu? Eher selten. So jedenfalls meine Wahrnehmung.
Es dominiert das seit Jahrzehnten bewährte Angebot der All-Inclusive- und Bungalow-Anlagen. Ein Stück Strand, eine Straße entlang gebaut, Hotel dazu, Restaurants und Bars dahinter, günstiger Preis – und fertig ist das Urlaubspaket. Zum Glück fehlen größtenteils die fürchterlichen Bunker, die es in anderen Ländern am Mittelmeer gibt. Glaubt man unserem Hausherrn Nikos, auf dessen Farm wir eine Woche waren, dann ist der Trend zum AI-Tourismus jedoch ungebrochen. In einem Land, das mehr denn je auf den Tourismus als Einnahmequelle angewiesen ist, werden deshalb sicher nur dann nachhaltige Reisemöglichkeiten angeboten, wenn es eine langfristige Nachfrage danach gibt. Augenscheinlich ist die momentane Nachfrage aber noch gering. Idealisten wie Nikos, die fest daran glauben, dass im direkten Kontakt mit Natur und Umwelt die Zukunft des Tourismus liegen kann, haben es im wirtschaftlich gebeutelten Griechenland schwer. Nikos hat sich zum Ziel gesetzt, alte Tierrassen zu züchten und Gemüse und Getreide unter ökologischen Gesichtspunkten anzubauen. In Kombination mit der Vermietung von Gästehäusern ist dies ein Konzept, das bei uns bereits erfolgreich funktioniert und sich großer Beliebtheit erfreut. Auf Korfu muss es sich erst durchsetzen. In der Zusammenarbeit mit ausgewählten Reiseanbietern entsteht für Privatunternehmer wie Nikos so die Chance, die geeignete Klientel (Leute wie wir!) zu erreichen und künftig wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Wir würden es ihm sehr wünschen, denn wir haben einen beeindruckenden Ort vorgefunden, der uns dem ländlichen Korfu sehr nahe gebracht hat.

Wanderung auf Korfu
Wandererlebnis: Olivenhaine, Zypressen und Farne

Unsere zweite Urlaubswoche verbrachten wir im Süden Korfus in einer ebenfalls sehr speziellen Unterkunft. Das Familienhotel, reizvoll in Fußnähe eines korfiotischen Traumstrands gelegen, setzt ganz auf Umweltschutz, Naturerleben und gemeinschaftliche Aktivitäten. Wenn ich ehrlich bin, bedeutete Urlaub mit Kind bisher für mich nur Stress. Der kleinste gemeinsame Nenner für glückliche Urlaubstage – er schien unerreichbar zu sein. Mama will relaxen, Papa will Abenteuer, Kind will spielen. Wie soll das funktionieren? Die Antwort: Gemeinschaft. Unser Sohn war mehrmals pro Woche einige Stunden mit anderen Kindern auf dem weitläufigen Gelände unterwegs. Gut betreut und gut beschäftigt mit der Fütterung der Schafe und Hennen, mit dem Bau einer Kläranlage (!) oder mit dem Backen eines Solarkuchens. Das gab meinem Mann und mir wertvollen Freiraum, um zum Beispiel per pedes die wunderschöne Landschaft Korfus zu erwandern oder mal ein Bergdorf zu besichtigen (alle Eltern wissen, dass solche Aktivitäten bei Kindern nicht auf der Wunschliste stehen).

Blumen
Blütenpracht auf Korfu

Die Pflege des Gemeinschaftsgartens – oft zusammen mit vielen Kindern, die einen riesen Spaß daran hatten, die Tomaten oder Gurken zu gießen – war ein abendliches Highlight. Und nach dem Abendessen freute sich der Sohnemann darüber, dass er nicht sitzen bleiben musste, sondern wieder mit den anderen ‚rumtollen konnte und wir, dass wir in Ruhe noch mit den anderen Gästen zusammensitzen und reden konnten.

Wir haben für unseren nachhaltigen Urlaub sicher mehr bezahlt, als wir es für eine Pauschalreise nach Korfu getan hätten. Wir haben jedoch dank unserer Reisebetreuer ein Stück korfiotischer Natur und Kultur kennenlernen können. Wir haben tatsächlich ein Hotel gefunden, in dem Umweltschutz überall praktiziert wird (Verwertung von Essensresten, Mülltrennung, umweltfreundliche Freizeitangebote, Gemüse aus dem eigenen Garten, Verwendung zahlreicher Bio-Produkte, „Verschenke-Ecke“ mit nicht mehr benötigten Gegenständen, die künftigen Gästen überlassen werden…). Wir haben Menschen getroffen, die in Sachen Urlaub ähnlich denken wie wir. Wir haben ein ausgeglichenes und fröhliches Kind erleben können. Wir waren draußen – im Wald, am Strand, in den Ortschaften. Wir werden uns noch lange an diesen Urlaub erinnern können!

Meerblick Korfu
Das Meer begleitete unsere Wanderung
Schafe
Nikos züchtet Schafe alter Rassen auf seiner Farm
Esel
Esel auf Korfu

Wer auch überlegt, umweltverträglich und familiengerecht zu verreisen, dem sei Renatour wärmstens empfohlen!

Wie bewegt man eine Familie zur Nachhaltigkeit? Der Transformationsreport

By Stefanie Wenta / On / In Transformationsreport

Womit fängt man einen Transformationsreport an? Natürlich, indem man den Entschluss fasst, überhaupt einen zu schreiben! Indem man sich sagt: „Auf geht`s! Du hast lange genug zugesehen, jetzt wird gehandelt!“ Nun tun sich ja viele Menschen äußerst schwer damit, Veränderungen in ihrem Leben zuzulassen oder anzugehen. Bei mir ist das anders. Schon immer zähle ich zu den eher unsteten Wesen. Klar habe auch ich Gewohnheiten und Rituale, die über die Zeit hinweg gesehen doch relativ gleich bleiben – und die ich auch nicht missen möchte. Dennoch glaube ich, dass es mir im Vergleich zu anderen leicht fällt, einfach mal etwas anders als sonst zu machen.

Was also treibt mich an, mein Leben und das meiner Familie nun zu transformieren?

Das Elend der Welt, die selbst verschuldeten Lebensmittel-, Umwelt- und Menschenrechtsskandale. Die täglich schlimmen Nachrichten. Die Unbeschwertheit meines Sohnes. Die Tatsache, dass ich sehr häufig für teures Geld Dinge kaufe, die innerhalb kürzester Zeit kaputt gehen oder verderben. Vielleicht auch der Ärger über die Blindheit und Ignoranz mancher Mitmenschen.

Gründe gibt es zuhauf und die Zeit ist reif für die konkrete Umsetzung. Doch wie starten?

Ich habe mich zu einem Statusbericht entschlossen, der erst einmal aufzeigt, wo wir als Familie in Sachen Nachhaltigkeit gerade stehen. Das alleine ist schon ganz schön schwer. Denn welche konkreten Messgrößen gibt es? Damit beschäftigen sich bereits viele Institute, Organisationen und auch die Bundesregierung mit ihrem Kompetenzzentrum für nachhaltigen Konsum .
Für die aufgeführten Beispiele werde ich – sofern ein Nachhaltigkeitsbezug nicht glasklar daraus hervorgeht – eine Begründung liefern, weshalb ich dieses Beispiel als nachhaltig betrachte.
Read more „Wie bewegt man eine Familie zur Nachhaltigkeit? Der Transformationsreport“