Kinder, Klamotten und Konsum

Wer Kinder hat, braucht Platz. Vor allem für die geschätzten Tonnen an Kleidung und Spielzeug, die sich im Laufe der ersten Lebensjahre des Nachwuchses so ansammeln. Ich bin dabei sicher nicht die einzige, die wesentlich mehr für ihren Sprössling eingekauft hat, als nötig gewesen wäre. In den ersten drei Jahren wachsen Kinder exponentiell. Was heute gekauft ist, kann morgen schon fast wieder aussortiert werden. Schuhe? Können mit Glück eine Saison überdauern, bis die nächste Größe fällig wird. Viele Anschaffungen im Haushalt, die speziell an Kinderbedürfnissen orientiert sind (Türschutzgitter, Geschirr und Besteck, Kinderbetten samt Bezügen, Bettzeug und Matratze), benötigt eine Familie nur eine sehr begrenzte Zeit lang. Danach verstopfen Kartons mit teuer erkauften, kaum benutzten oder getragenen Dingen und Klamotten Schränke, Keller- oder Abstellräume. So wie jetzt bei uns.

Wie gut, dass es Basare und Börsen für den Kauf und Verkauf gebrauchter Kindersachen gibt. Dachte ich. Denn ich hatte schon selbst recht gute Erfahrungen mit dem Einkauf dort gemacht.

Verkauf bei Kinderbedarfsbörse
Bei der Kinderbedarfsbörse – hier noch optimistisch

Doch nach meinem bisher ersten – und vermutlich auch gleich letzten – Versuch, etliche Kartons zu klein gewordener Kinderkleidung, Spielzeug und Kinderbedarf bei einer solchen Veranstaltung als Verkäuferin loszuwerden, bin ich sehr ernüchtert. In Zeiten, in denen neue Hosen, Shirts oder Jacken für einen Appel und ein Ei bei den Discountern gekauft werden können, scheint kaum noch jemand bereit zu sein, Second-Hand-Kinderkleidung zu kaufen. Warum auch? Wenn ich doch für gerade mal einen oder zwei Euro mehr pro Stück das neueste, trendigste Teil haben kann? Der Wert eines Kleidungsstücks – vor allem bei Kinderkleidung – ist so gut wie null, sobald es einmal getragen wurde. Es spielt auch keine Rolle, ob das Shirt ein Markenprodukt ist und ob es keinerlei Mängel aufweist.

Was sich relativ gut verkaufen lässt ist Spielzeug. Aus Plastik. Denn wie auch bei Kleidung locken die Hersteller mit völlig überzogenen Preisen Familien zum Kauf von Puppen, Autos, Rennbahnen, Bausteinen oder Spielfiguren. Allesamt aus Zeitaltern überdauerndem Plastik und hergestellt in Fernost. Zu welchen Bedingungen will ich mir – wie bei der Kleidung auch – kaum vorstellen. Massenhafte Billig(st)produktion sorgt für eine Marktschwemme, die wiederum bedeutet einen riesigen Wertverlust für die Waren. Kinderschuhe sind ebenfalls begehrt – doch wer einmal welche neu für 50 oder 60 Euro das Paar gekauft hat, der knirscht schon mit den Zähnen, wenn eine Käuferin den Angebotspreis von sieben Euro noch auf fünf zu drücken versucht. Und mal ehrlich: waren die nachhaltig produziert?

Die Kampfpreise, die sich in der „großen“ Welt dank unseres Konsumverhaltens hinter fast jedem Produkt verstecken, sie traten bei dieser Kinderbedarfsbörse ganz deutlich zum Vorschein. Ich vermute, dass es solche Veranstaltungen in einigen Jahren nicht mehr geben wird. Zu groß ist der zeitliche und personelle Aufwand, zu klein der Erlös, zu wertlos die Gegenstände, die zum Verkauf angeboten werden. Da immer mehr Kleidungsstücke direkt entsorgt und eben nicht mehr weiterverwendet werden, wird es in zwangsläufig immer weniger wirklich schöne und noch neuwertige Kleidungsstücke bei den Börsen zu kaufen geben. Wer Platz braucht, wird – wie schon jetzt – verschiedene Internet-Handelsplattformen nutzen, um die Dinge loszuwerden. Gewinn macht man damit auch nicht, doch immerhin spart man sich einiges an Aufwand. Manches mag innerhalb der Familie oder im Bekanntenkreis weitergegeben werden können – die, wie ich finde, immer noch beste Lösung für Dinge, an denen oft genug noch viele Emotionen hängen.

Ich für meinen Teil habe beschlossen, die vielen schönen Kleidungsstücke und Spielsachen zu spenden. Dasselbe könnte ich eigentlich auch mit meinen „alten“, nicht mehr getragenen Sachen machen…Vielleicht kommen sie dann zu neuen Ehren. Es wäre wünschenswert.

Foto: By Diego Torres Silvestre from Sao Paulo, Brazil (Clothes…) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons


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