Wie bewegt man eine Familie zur Nachhaltigkeit? Der Transformationsreport

Womit fängt man einen Transformationsreport an? Natürlich, indem man den Entschluss fasst, überhaupt einen zu schreiben! Indem man sich sagt: „Auf geht`s! Du hast lange genug zugesehen, jetzt wird gehandelt!“ Nun tun sich ja viele Menschen äußerst schwer damit, Veränderungen in ihrem Leben zuzulassen oder anzugehen. Bei mir ist das anders. Schon immer zähle ich zu den eher unsteten Wesen. Klar habe auch ich Gewohnheiten und Rituale, die über die Zeit hinweg gesehen doch relativ gleich bleiben – und die ich auch nicht missen möchte. Dennoch glaube ich, dass es mir im Vergleich zu anderen leicht fällt, einfach mal etwas anders als sonst zu machen.

Was also treibt mich an, mein Leben und das meiner Familie nun zu transformieren?

Das Elend der Welt, die selbst verschuldeten Lebensmittel-, Umwelt- und Menschenrechtsskandale. Die täglich schlimmen Nachrichten. Die Unbeschwertheit meines Sohnes. Die Tatsache, dass ich sehr häufig für teures Geld Dinge kaufe, die innerhalb kürzester Zeit kaputt gehen oder verderben. Vielleicht auch der Ärger über die Blindheit und Ignoranz mancher Mitmenschen.

Gründe gibt es zuhauf und die Zeit ist reif für die konkrete Umsetzung. Doch wie starten?

Ich habe mich zu einem Statusbericht entschlossen, der erst einmal aufzeigt, wo wir als Familie in Sachen Nachhaltigkeit gerade stehen. Das alleine ist schon ganz schön schwer. Denn welche konkreten Messgrößen gibt es? Damit beschäftigen sich bereits viele Institute, Organisationen und auch die Bundesregierung mit ihrem Kompetenzzentrum für nachhaltigen Konsum .
Für die aufgeführten Beispiele werde ich – sofern ein Nachhaltigkeitsbezug nicht glasklar daraus hervorgeht – eine Begründung liefern, weshalb ich dieses Beispiel als nachhaltig betrachte.

Mobilität:
Wir haben zwei Autos – den Geschäftswagen meines Mannes und mein inzwischen 14 Jahre altes Vehikel. Seit Erwerb meines Führerscheins im Alter von 18 Jahren ist es erst das zweite Auto, das ich besitze. Und das mittlerweile seit acht Jahren.
+ langfristig genutztes Eigentum
+ seit Beginn meiner Selbstständigkeit generell weniger Nutzung des Autos
+ Einkäufe im Dorfladen (1 x pro Woche) per pedes
– überwiegend Kurzstrecken
– keine Nutzung von ÖPNV
– keine Nutzung des Fahrrads – bisher. Denn ich fahre wirklich – WIRKLICH! – äußerst ungern Rad.

Ernährung:
Sowohl mein Mann als auch ich arbeiten in der Regel von zu Hause aus. Mein Sohn kommt jeden Mittag zum Essen nach Hause. Das bedeutet tägliches Kochen für die liebe Familie. Wie vor 50 Jahren irgendwie…Lebensmittel gibt es schon seit einigen Monaten nur noch von regionalen Anbietern, wenn möglich in Bio-Qualität. Dafür kaufe ich entweder im örtlichen Hofladen, bei einem der benachbarten Bio-Läden, beim örtlichen Fleischer (schlachtet noch selbst) oder Bauern oder bei Rewe. Wasser kommt aus der Leitung und wird mit Blubber-Patrone aufgesprudelt. Fertigprodukte gibt es bei uns nur in Form von Gemüse oder Fisch als TK-Ware. Fleisch gibt es nur noch am Wochenende, Wurst in Maßen zum Abendbrot.
+ bewusstes Einkaufen
+ Förderung regionaler und lokaler Wirtschaft
+ Förderung ökologischer Landwirtschaft
– Herausforderung „Verzicht üben“
– fehlende Akzeptanz der Familie: schon mal probiert, Mann und Sohn Schnitzel, Fischstäbchen und Pizza auszureden? Dazu noch Fairtrade-Schokolade anstelle von Gummibärchen? Es ist ein tägliches Ringen um Gerichte, die allen schmecken und ethisch vertretbar sind…
– hohe Kosten für Bio-Produkte

Bekleidung und Kosmetik:
Vor rund zwei Wochen habe ich zum ersten Mal bewusst Kleidung für mich und meinen Sohn gekauft, die nach nachhaltigen (und teilweise fairen) Kriterien hergestellt wurde. In Sachen Kosmetik sieht es bisher mau aus: Bis auf ein paar Naturkosmetika besteht fast alles aus den konventionellen Produkten. Hier gibt es noch viel zu tun!
+ immerhin mal angefangen, was zu ändern!

Energie:
Wir besitzen ein Eigenheim, das in den 80-er-Jahren gebaut wurde. Es wäre sicher angebracht, in vor allem energetische Modernisierung zu investieren (neue Fenster, Dachdämmung etc.). Bis es soweit ist, bemühen wir uns, unseren Energieverbrauch durch die überall empfohlenen Maßnahmen zu verringern. Ein Energie-Tagebuch zu führen erschien mir – sogar per App – bisher als zu mühsam und wenig hilfreich. Das Gas für die Heizung, Strom und unser Wasser beziehen wir von den Gemeindewerken Hermaringen. Das Gas ist zu 100 % CO²-neutral und das Wasser kommt aus dem eigenen Tiefbrunnen im Pumpwerk „Hürbetal“. Strom gibt es zu 100 % aus Wasserkraft. Nicht schlecht für eine 2.000-Seelen-Gemeinde, oder?

Kommunikation:
Als Berufstätige mit klassischen Computerarbeitsplätzen sind wir auf ein gut ausgestattetes Heimbüro angewiesen. Dementsprechend befinden sich einige Laptops und natürlich auch Smartphones in unserem Besitz, neben Scanner, Drucker und Monitoren. Es ist allerdings schon Jahre her, seit ich mir zum letzten Mal ein Gerät für Kommunikations-/Arbeitszwecke gekauft habe. Immerhin schreibe ich auf einer Bambus-Tastatur! Klackert auch schön.
+ langfristig genutztes Eigentum – wir kaufen nicht jedes Jahr einen neuen Computer oder ein neues Smartphone
– per se ist Hardware kaum nachhaltig

Reisen:
Geschäftsreisen fallen bei mir kaum an. Wenn doch, dann nutze ich die Bahn. Für Kundenbesuche in der Region nutze ich das Auto. Wochenendausflüge mit der Familie erfolgen ebenfalls per Auto. Ach ja: Unser erster (Jahres-)Urlaub nach nachhaltigen Kriterien, mit einem CSR-zertifizierten Reiseanbieter, steht bevor!
+ wenig Reisen im Allgemeinen
+ ökologische (Individual-)Reisen fern des Massentourismus bevorzugt
+ keine Kurzreisen per Flugzeug
+ CO²-Ausgleich per atmosfair bei Flugreisen während des Jahresurlaubs
– unser Transportmittel der Wahl ist bei fast allen Reisen – noch! – das Auto.

Da gerade die Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit stattfinden – ich hatte im Blog bereits darauf hingewiesen – ist das doch die beste Gelegenheit, mit dem Transformationsreport zu starten 🙂 Den ersten Beitrag veröffentliche ich in Zusammenhang mit der Blogparade „Bye, bye, Schweinehund – hallo, nachhaltiges Leben!“ des Nachhaltigen Warenkorbs. #byebyeschweinehund

Logo Bye Bye Schweinehund
Logo der Blogparade des Nachhaltigen Warenkorbs anlässlich der Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit 2017

Copyright photo:  By Vincent Eisfeld – Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39926095


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