Der Transformationsreport – Rückblick

By Stefanie Wenta / On / In Transformationsreport, Wirtschaft und Nachhaltigkeit

Was ist seit Juni, dem ersten Beitrag zum Transformationsreport, in Sachen nachhaltiges Familienleben bei uns geschehen?

Ein bisschen Transformation hat schon stattgefunden.

Vor allem im Bereich Mode/Kosmetik kann ich Fortschritte verzeichnen: Nach langem Suchen habe ich eine Modemarke entdeckt, die so gut wie irgendwie möglich nachhaltig produziert bzw. produzieren lässt und ökologisch unbedenkliche Rohstoffe verwendet. Und deren Mode mir auch gefällt. Billig ist diese Kleidung nicht, aber auch nicht so teuer, dass ich sie gar nicht kaufen könnte. Das Fazit: weniger kaufen, dafür bewusster. Ein angenehmer Nebeneffekt dieser Umstellung ist, dass die Kombination trockener Heizungsluft mit wärmenden Kleidungsstücken wie Pullovern oder Strumpfhosen in der gerade herrschenden nasskalten Jahreszeit bisher keine allergischen Reaktionen bei mir hervorgerufen hat. Der Bio-Baumwolle sei gedankt…Selbst mein Mann, der einmal jährlich mit einem Berg neuer Klamotten nach Hause kommt, schaut mittlerweile, aus welchen Materialien seine Hemden sind oder wo sie produziert wurden.

Bei Kosmetika sind neu und mit nachhaltigem Anspruch im Sortiment: Zahncreme, Shampoo und Duschgel. Das wenige, was ich an Makeup benötige, werde ich aufbrauchen (vermutlich dürfte das innerhalb der nächsten fünf Jahre erledigt sein) und danach nach Alternativen schauen. Ebenfalls in Öko-Qualität sind nun Wasch- und Spülmittel.

Lebensmittel kommen wie schon zuvor überwiegend von regionalen oder sogar lokalen Anbietern und/oder sind in Bio-Qualität. Das fällt leicht in einer Region, die sich gerade erst beim Land Baden-Württemberg als „Musterregion Bio“ beworben hat.

Weiterhin schwierig ist die Reduktion unseres Plastikmülls. Da werden wir 2018 daran arbeiten.

Mittlerweile stellen sich neue Gedanken ein. Im globalen Kontext der schwindenden Ressourcen, der Erderwärmung und Umweltverschmutzung stellt die Art, wie ich mit meiner Familie lebe, den berühmten Tropfen auf den heißen Stein dar, der für sich allein genommen so gut wie nichts bewegt oder verändert. Meine Lebensweise ist ein Konstrukt aus Werten und Überzeugungen, die mir von frühester Kindheit an vermittelt wurden.  Außerdem ist diese Lebensweise direkt verknüpft mit der Dicke des Portemonnaies. So viel Realitätssinn muss schon sein.
Dennoch ist es wichtig – ist es MIR wichtig – das Leben in all seinen Formen zu schützen. Wie schon meine Eltern, werde ich als Mutter diese Ansichten auch an unseren Sohn weitergeben. Gleichzeitig wird mein Sohn aber mit dem Wissen aufwachsen, dass gewisse Dinge unwiderruflich der Vergangenheit angehören. Ob das nun bestimmte Tier- oder Pflanzenarten sein werden oder Wirtschaftsbranchen, Verhaltensstile und Wertvorstellungen.

Auf diese neuen Gedanken gebracht hat mich neben den vielen täglichen Schreckensmeldungen in den Nachrichten auch eine kürzlich geführte Diskussion mit Michael Carl, Managing Director Research & Consulting beim 2b AHEAD ThinkTank, Europas größtem unabhängigen Zukunftsforschungsinstitut. Ich habe ihn danach gefragt, inwieweit Nachhaltigkeit ein Zukunftstrend ist. Seine Antwort war klar: Für künftiges Leben spielt weniger eine Rolle, dass Geschäftsmodelle Umwelt- oder Sozialaspekte berücksichtigen. In Zukunft werden schlicht und einfach ganz neue, bisher unbekannte Geschäftsmodelle erfolgreich sein. Beispiel gefällig? Der weltweite Fleischkonsum steigt. Auch wenn wir in Deutschland bereits erkannt haben, dass zu viel Fleisch sowohl für unsere Gesundheit als auch für die Umwelt nicht förderlich ist. In nicht allzu ferner Zeit werden nicht mehr genügend Ressourcen (Wasser, Flächen) für die Rinderzucht zur Verfügung stehen. Die Nachfrage nach Rindfleisch wird nicht mehr mit herkömmlichen Produktionsmethoden zu stillen sein. Die Herausforderung wird nicht darin liegen, mehr Menschen zum Vegetarismus zu bekehren, sondern neue Geschäftsmodelle für die Fleischproduktion zu entwickeln. Das könnte dann Fleisch aus dem Reagenzglas sein.  StartUps, die diese Entwicklungen vorantreiben, gibt es bereits (Spiegel online: Wie wir 2037 leben werden).

Solche Szenarien machen mir keine Angst. Ich sehe sie als den Lauf der Zeit. Dennoch glaube ich, dass der Schutz von Umwelt und Natur, ein soziales Miteinander und die Achtung von Menschen- und Tierleben weiterhin ihre Berechtigung und ihre Notwendigkeit haben werden. Vielleicht sogar umso stärker, je mehr unser Leben von Technik und globalen Vernetzungen geprägt ist. Genau deshalb gebe ich diese Lebensanschauung, gepaart mit einem teils interessierten, teils nachdenklichen Blick in die Zukunft, gerne an die nächste Generation weiter.

Foto: By Frank Vincentz (Own work) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Eine vernetzte Welt gestalten – Entwicklungspolitische Themen während der deutschen G20-Präsidentschaft

By Stefanie Wenta / On / In Uncategorized

Vergangene Woche referierte Herr Dr. Gerd Müller, Bundesentwicklungsminister, in meiner Nachbarstadt Giengen zum Thema „Globalisierung gerecht gestalten“.

Für mich stand außer Frage, diese Veranstaltung zu besuchen. Erstens: wann kommt schon mal ein Bundesminister auf die Ostalb? (Nun gut: am 11.5. kommt Angela Merkel nach Heidenheim und wird vor und mit einem auserwählten Kreis von ehrenamtlich Tätigen sprechen.) Zweitens:  Globalisierung, Entwicklungshilfe und -arbeit oder Nachhaltigkeit sind Themen, die mich täglich beschäftigen.

Minister Müller sprach davon, dass die Industrienation lernen müssten, den Reichtum neu zu verteilen. Bricht man das herunter, bedeutet es, dass jeder einzelne sein Konsumverhalten überdenken und letztlich auch konsequent ändern muss, um auf globaler Ebene eine gerechtere Verteilung von Reichtum zu ermöglichen.
Was wir essen, tragen, besitzen, wie wir kommunizieren, uns vergnügen oder reisen hat gravierende Auswirkungen auf unsere Umwelt, die Arbeitsbedingungen von Menschen und die Stabilität und Entwicklung vieler Staaten,  von denen wir vielleicht höchstens einmal den Namen gehört haben. Es geht um nichts anderes als Zukunftssicherung.

Nicht umsonst beruht die Agenda der diesjährigen deutschen G20-Präsidentschaft auf den eng mit der Entwicklungsarbeit verknüpften Säulen „Stabilität sicherstellen“, „Zukunftsfähigkeit verbessern“ und „Verantwortung übernehmen“. 

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat auf seiner Website eine Sonderseite zu den Themen veröffentlicht, die den drei Agenda-Punkten zugeordnet sind:

https://www.bmz.de/de/service/sonderseiten/g20/start/index.html

Bei einem Ministerium, das sich für wirtschaftliche Zusammenarbeit einsetzt, sehe ich in vielen Bereichen, wie zum Beispiel beim Thema „Pandemien verhindern“ in erster Linie auch Absichten, neue Märkte für deutsche Unternehmen zu gewinnen. Welcher Pharmariese, welcher Hersteller von Medizintechnik, welcher Entwickler von IT- oder Energielösungen würde sich nicht freuen über neue Absatzgebiete für seine Produkte? Inwieweit eine verbesserte internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit auch zu einer gerechteren Verteilung des Reichtums – und eben nicht zu einer weiteren Ausbeutung durch „westliche“ Konzerne – führen wird, liegt ganz bestimmt auch wieder an unserer individuellen Einstellung zu Konsum und Verbrauch.

In diesem Zusammenhang interessant auch Dokumentation „Konzerne als Retter“ von Arte, die am kommenden Dienstag, 9.5., ausgestrahlt wird:

http://www.arte.tv/de/videos/059525-000-A/konzerne-als-retter

Copyright Foto: By Der Barbar (Own work) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

20.09.2016 „Bauer to the people“ oder Warum in der Ferne kaufen, wenn das Gute liegt so nah?

By Stefanie Wenta / On / In Uncategorized

Wann waren Sie zuletzt auf dem Wochenmarkt oder sogar in einem Hofladen, um Lebensmittel zu kaufen? Gibt es solche regionalen Einkaufsmöglichkeiten überhaupt in Ihrer Gegend? Und Gegenfrage: Wann haben Sie sich zuletzt über mangelnde Transparenz und Qualität in Bezug auf Lebensmittel beim Einkauf im Supermarkt geärgert?

Nach Jahren, in denen Lebensmittel vor allem billig sein mussten, sommers wie winters sämtliche Obst- und Gemüsesorten vorrätig und Exotisches täglich vom anderen Ende der Welt angeliefert werden musste, ändern nun viele Menschen ihr Konsumverhalten. Sie sehen, welchen Preis diese Billig- und Massenproduktion eigentlich hat: Wir wissen nicht mehr, woher unsere Nahrung stammt, wir wissen nicht, unter welchen Umständen sie produziert wurde und welche Substanzen sie außer den eigentlichen Grundzutaten noch enthält. Fast täglich erreichen uns Berichte und Bilder, die uns den Geschmack verderben an dem, was auf unseren Tellern landet. Infolgedessen steigt die Nachfrage nach biologischen, vegetarischen, veganen oder sogar gluten- und laktosefreien Nahrungsmitteln. Das erkennt natürlich auch die Industrie und stellt sogleich das Angebot entsprechend der Nachfrage um.

Und was passiert? Aus Nischenmärkten wird innerhalb kürzester Zeit wiederum ein Massenmarkt – mit derselben Unübersichtlichkeit und denselben Produktionsmustern wie bei konventionellen Lebensmitteln. Sind wir in einem Kreislauf gefangen, der uns keine Entscheidungsfreiheit lässt bei der Wahl unserer Lebensmittel?

Ich glaube nicht.

Lebensmittelkonsum: Das Umdenken hat begonnen

Den nächsten Schritt haben einige findige Leute bereits getan, indem sie sich rückbesinnen auf das, was zählt. Sie haben Food Assembly gegründet – ein soziales Unternehmen, das man gut als modernen Ableger des Wochen- oder Bauernmarkts bezeichnen kann.

https://www.youtube.com/watch?v=dJ3sPKHaeOU

Menschen, die Wert auf die Herkunft und Qualität ihrer Lebensmittel legen, kommen wöchentlich in einer Assembly (Versammlung) mit lokalen Erzeugern zusammen. Zuvor haben sie im Internet die Möglichkeit, sich die in der Assembly vertretenen Produzenten mit ihrem jeweiligen Angebot anzusehen und können exakt die Lebensmittel bestellen, die sie benötigen. Den lokalen Erzeugern – oft kleine Betriebe – bietet das Konzept eine gute Planbarkeit, neue Vertriebswege und die Einsparung von Kosten, die zum Beispiel für die Standgebühr auf einem Wochenmarkt anfallen würden. Kunden erhalten den direkten Kontakt zu den Erzeugern, da diese die bestellten Waren mit in die wöchentliche Assembly bringen, wo sie dann abgeholt werden können. Für Kunden und Erzeuger bedeutet die wöchentliche Zusammenkunft eine Möglichkeit zum geselligen Bei- und Miteinander.

Regionale Wirtschaft, Nachhaltigkeit, Lebensmittelqualität und gesellschaftlicher Austausch werden so gefördert. Read more „20.09.2016 „Bauer to the people“ oder Warum in der Ferne kaufen, wenn das Gute liegt so nah?“